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Wie beeinflusst eine hohe Bevölkerungswachstumsrate das Niveau des Inlandsprodukts und dessen Wachstum? Diese Fragestellung wird gerne in Hochschulkursen gestellt, um Studierende im ökonomischen Denken und Argumentieren zu schulen. Aber die Benotung und Rückmeldung sind mühsam. Dozierende müssen jede Antwort genau prüfen und individuell bewerten. Könnte diese Arbeit in Zukunft von einer KI erledigt werden?

Dieser Frage geht eine Studie nach, die gerade in der renommierten Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen ist. Das Team von Autoren, bestehend aus Wirtschaftswissenschaftlern und Informatikern der Universität Passau, war dabei mit einem Problem konfrontiert: Nicht nur eine KI ist fehleranfällig, auch menschliche Prüfer. Weicht die KI von einer menschlichen Beurteilung ab, so ist nicht a priori klar, wer einen Fehler begangen hat. Wie kann man also einen Vergleich anstellen, wenn man keine sichere Wahrheit kennt? Hierzu arbeitet die Studie mit einem Trick: Die Übereinstimmung zwischen den Einschätzungen vieler Prüfer gilt als Maß für die Nähe zur Wahrheit. Mithilfe etlicher aus der universitären Praxis gewonnener Daten von Studierenden stellt die Studie einen Vergleich dadurch an, dass einer der vielen menschlicher Prüfer durch eine KI ersetzt wird. Sinkt dabei die Übereinstimmung, so wäre dies ein Hinweis auf eine schlechtere Qualität der KI.

Es zeigte sich jedoch zur Überraschung der Forschenden, dass GPT-4 als KI-Modell teilweise mithalten konnte und den menschlichen Prüfern ebenbürtig war. Dies war insbesondere bei der Bestimmung einer Rangfolge der Fall, also wenn nicht absolute Punkte als Bewertung einer offenen Textantwort vergeben wurden, sondern der Beste, Zweitbeste, … und Schlechteste gesucht wurde. GPT-4 zeigte auch keine Bevorzugung von längeren Antworten oder von einer KI selbst erstellten Antworten.

Können also menschliche Prüfer in Zukunft ersetzt werden? Nicht wirklich. Musterlösungen und Nachprüfung müssen menschliche Eingriffe bleiben. Ferner zeigte sich eine weitere Warnung: Bei einer Punktbewertung statt der Bestimmung der Rangfolge schnitt GPT-4 qualitativ etwas schlechter ab. Die Studie argumentiert daher dafür, Prüfungsaufgaben weiterhin eng von Menschen begleiten zu lassen. Als kritischer Zweitprüfer ist GPT-4 aber durchaus geeignet. Und dort, wo nur Rückmeldung und keine zeugnisrelevanten Noten vergeben werden, ist die Leistung von GPT-4 äußerst schnell und hilfreich.

Der Artikel ist unter folgendem Link aufrufbar: 10.1038/s41598-025-21572-8

In einer aktuellen Veröffentlichung in Ecological Economics untersuchen Stephan Geschwind und Johann Graf Lambsdorff, wie Ressourcenknappheit menschliches Verhalten beeinflusst. Sie simulieren in einem neuen Laborexperiment eine Nutzung erneuerbarer Ressourcen, um den Einfluss von Knappheit auf Feindseligkeit zu untersuchen. Die Studie zeigt, dass Feindseligkeit gegenüber Spielern zunimmt, wenn diese durch Übernutzung der Ressource Knappheit verursachen. Umgekehrt wird Feindseligkeit durch umweltbedingte Knappheit gemildert. Diese Ergebnisse bieten wichtige Erkenntnisse für politische Entscheidungsträger. Sie deuten darauf hin, dass die Klimakrise Feindseligkeit und Gewalt verstärken oder abschwächen kann, abhängig davon, ob sie als Resultat menschlichen Handelns oder natürlicher Faktoren wahrgenommen wird.

Der Artikel ist über folgenden Link aufrufbar: https://doi.org/10.1016/j.ecolecon.2024.108388

Die Aktiengesellschaft wurde im 19. Jahrhundert zur vorherrschenden Unternehmensform, aber ihr Wesen und ihre Vorteile sind immer noch wenig bekannt. Ein kürzlich erschienener Artikel "The advantages of the corporate form - an impossibility theorem on persons and things" von Johann Graf Lambsdorff im Cambridge Journal of Economics liefert einen spieltheoretischen Beweis für diese Vorteile. Um diese zu erreichen, musste die Gesellschaft rechtsfähig sein, also wie eine Person behandelt werden, und sie musste übertragbar sein, also wie eine Sache behandelt werden. Eine klassische Dichotomie zwischen Personen und Sachen. Diese Dichotomie musste überwunden werden, um die Vorteile der Kapitalgesellschaft zu sichern.

Der Artikel ist über folgenden Link aufrufbar: https://doi.org/10.1093/cje/beae003

Fehlt es Menschen an Willensstärke, wenn sie sich nicht an gute Vorsätze halten? In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus dem Vereinigten Königreich findet Dr. Kevin Grubiak in einer neuen Studie, dass Probanden die Freiheit genießen, spontan von ihren längerfristigen Vorsätzen abweichen zu dürfen. Die Resultate der Studie haben Implikationen für die Bewertung liberal-paternalistischer Interventionen, welche den Eigenwert von Spontanität bislang vernachlässigen.

 

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Behavioural Public Policy publiziert und ist über folgenden Link aufrufbar: https://doi.org/10.1017/bpp.2021.41

Internet Center for Corruption Research

Das Internet Center for Corruption Research erforscht Korruption weltweit – mit besonderem Schwerpunkt auf verhaltenswissenschaftlichen Perspektiven. Neben Daten, Indizes und Studien bietet es auch Lehrveranstaltungen und Workshops für Studierende und Fachkreise.

Publikationen

Der Lehrstuhl forscht in den Bereichen Experimental and Behavioral Economics, Economics of Corruption und experimentelle Makroökonomik. Im Folgenden finden Sie Links zu den verschiedenen Forschungsbeiträgen.

Publikationsliste von Dr. Kevin Grubiak

Publikationsliste von Dr. Katharina Werner und auf Research Gate

Publikationsliste von Prof. Dr. Marcus Giamattei auf Research Gate

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