BDL Next
BDL Next: Bidirektionales Laden auf dem Weg in den massentauglichen Realbetrieb
Das Projekt BDL Next baut auf den Erkenntnissen des Vorgängerprojekts zum bidirektionalen Lademanagement auf - mit dem Ziel, Elektrofahrzeuge mit Rückspeisefähigkeit vollständig in energiewirtschaftliche Prozesse und Energiemanagementsysteme zu integrieren. Durch eine nahtlose Mehrfachnutzung sollen bestehende Zielkonflikte zwischen netz-, markt- und systemseitigen Anforderungen gezielt aufgelöst werden. Seit November 2023 wird das Vorhaben über einen Zeitraum von drei Jahren mit mehr als elf Millionen Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Bereits das vorausgegangene Projekt BDL konnte zeigen, dass bidirektionale Elektrofahrzeuge nicht nur aus Kundensicht vielseitige Einsatzmöglichkeiten bieten, sondern auch ein hohes Potenzial für systemrelevante, netzstützende und marktbezogene Anwendungen besitzen. BDL Next knüpft daran an und verfolgt mithilfe eines mehrstufigen Feldversuchs das Ziel, verbleibende technologische, regulatorische und prozesstechnische Hürden zu identifizieren und zu überwinden. Dabei soll insbesondere die Alltags- und Massentauglichkeit sowie die systematische Einbindung bidirektionaler Ladeprozesse für Elektrofahrzeuge unter realen Bedingungen erprobt werden.
Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des Förderprogramms „Elektro-Mobil“ betreut. Die Gesamtkoordination liegt bei der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) in München. Zu den beteiligten Partnern zählen unter anderem BMW, Bayernwerk Netz, TenneT, E.ON, KEO, Compleo, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Passau sowie die EBZ Business School. Die breite interdisziplinäre Aufstellung des Konsortiums ermöglicht es, technologische, ökonomische und nutzerbezogene Fragestellungen gleichermaßen zu adressieren. Rückmeldungen aus dem Feldversuch fließen dabei kontinuierlich in die Weiterentwicklung der eingesetzten Systeme ein – mit dem Ziel, eine technologisch tragfähige und zugleich anwenderfreundliche Umsetzung bidirektionaler Ladelösungen zu erreichen.
Inhaltlicher Fokus und Handlungsfelder
Der inhaltliche Fokus des Projekts gliedert sich in vier zentrale Handlungsfelder: Im Bereich Netzintegration steht der Aufbau und Betrieb einer konzeptionellen Flexleitwarte im Mittelpunkt, die auf Erkenntnissen des Vorgängerprojekts basiert. Ziel ist es, die Steuerung, Prognose und Bewertung von Flexibilitäten wie Lade- und Rückspeisevorgängen in Echtzeit zu ermöglichen. Die Marktintegration widmet sich der Anbindung bidirektionaler Fahrzeuge und weiterer haushaltsnaher Flexibilitäten an Energiemärkte. Dazu werden unter anderem Handelsstrategien entwickelt, die eine effiziente Vermarktung über verschiedene Marktsegmente hinweg ermöglichen. Ein transparentes Abrechnungs- und Messkonzept sowie verständliche Software- und Hardwarelösungen für Endnutzerinnen und -nutzer sind ebenfalls Bestandteil dieses Arbeitspakets. Im Bereich Systemintegration werden Prozesse konzipiert, die eine skalierbare Einbindung bidirektionaler Ladeinfrastrukturen zur Erbringung von Regelleistung und Redispatch unterstützen. Das vierte Handlungsfeld, Technologie und Kundenerlebnis, konzentriert sich auf die Entwicklung interoperabler Softwarelösungen für Endgeräte sowie deren Integration in Heim-Energiemanagementsysteme. Begleitende Nutzerforschung trägt dazu bei, die Technologie entlang der gesamten Customer Journey sukzessive zu optimieren – bis hin zur vollständigen Alltagstauglichkeit im Pilotbetrieb.
Beitrag der Universität Passau zum Forschungsvorhaben
Die Universität Passau übernimmt im Rahmen von BDL Next eine zentrale Rolle bei der Erforschung der Nutzerperspektive. Der Lehrstuhl für Marketing und Innovation sowie das Institut CENTOURIS untersuchen dabei, wie bidirektionale Ladelösungen aus Sicht der Endanwenderinnen und –anwender wahrgenommen und bewertet werden. Dabei steht insbesondere die Frage im Mittelpunkt, welche Faktoren die Akzeptanz solcher Technologien fördern – etwa das Vertrauen in deren Zuverlässigkeit, der wahrgenommene Nutzen oder die Komplexität in der Anwendung. Ziel ist es, ein positives Nutzungserlebnis zu gestalten und eine hohe Marktattraktivität sicherzustellen, um die breite Einführung bidirektionaler Ladelösungen zu unterstützen. Die Ergebnisse der begleitenden Forschung werden in Form praxisorientierter Handlungsempfehlungen für Industriepartner aufbereitet und leisten so einen entscheidenden Beitrag zur nutzerzentrierten Weiterentwicklung der Technologie.