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Tunesien setzt auf Empowerment im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Tunesien setzt auf Empowerment im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Ein Passauer Forschungsteam evaluiert eine Pilotmaßnahme in Tunesien, die junge Leute in Beschäftigung bringen will. Das Besondere daran: Das Programm beinhaltet auch Strategien aus der Psychologie. Der Andrang ist groß.

Jugendarbeitslosigkeit ist eine der wichtigsten Herausforderungen vieler aufstrebender Länder, so auch in Tunesien. In ländlichen Gebieten ist dem jüngsten Weltbank-Bericht zufolge jeder dritte Tunesier arbeitslos, bei jungen Frauen ist es sogar jede zweite. Die fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten, insbesondere für junge Menschen, dürften die instabile politische, wirtschaftliche und soziale Lage in Tunesien, in Nahost und Nordafrika ausgelöst haben.

Das Tunesische Arbeitsministerium versucht seit mehreren Jahren dagegen vorzugehen, unter anderem mit finanzieller Hilfe durch den Entwicklungsfonds der Weltbank. Doch viele Programme zeigten kaum Wirkung, die Ursachen dafür sind unklar.

Forschungsteam begleitet Programm der Arbeitsmarktpolitik

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Grimm, Lehrstuhlinhaber für Development Economics an der Universität Passau, begleitet nun die Maßnahme "Accompagnement" von der Einführung bis zum Abschluss und darüber hinaus. Das tunesische Ministerium für Berufsbildung und Beschäftigung hat das Projekt entwickelt - und es ist beliebt. Mehr als 100.000 Interessierte haben sich um einen Platz beworben, durchlaufen werden es am Ende etwa 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Projekt setzt auf Empowerment

Zu Beginn des zweijährigen Programms steht eine Art Diagnose, am Ende ein individuell zugeschnittener Aktionsplan. Im Rahmen der Trainingsprogramme erlernen die Teilnehmenden unter anderem Soft Skills, soziale Kompetenzen. Studien zeigen, dass solche Trainings das Selbstbewusstsein, die Ambitionen und die Eigenverantwortung der Teilnehmenden beeinflussen können. Das Projekt bewegt sich also an der Grenze zwischen Ökonomie und Psychologie.

Die Forscherinnen und Forscher beobachten alle Phasen des Programms intensiv. Sie versuchen, herauszufinden, welche Auswirkungen die individuell zugeschnittenen Aktionspläne haben. Das Team erhofft sich positive Effekte, die über die bloße Beschäftigung hinausgehen. Dies könnte besonders für Frauen wichtig sein, die häufig mit Diskriminierung sowie kulturellen und religiösen Hürden im Berufsleben konfrontiert sind. Eine Maßnahme zur Stärkung, zum Empowerment also: Frauen sollen ein Mitspracherecht und die Möglichkeit haben, ihre Lebensbedingungen aktiv verbessern zu können. Zudem dürften effiziente Beschäftigungsprogramme zu einer Beruhigung der sozialen Lage im Land führen.

Umfassende Analyse eines Beschäftigungsprogramms

Das Programm "Accompagnement" ist die erste Beschäftigungsmaßnahme in Tunesien, deren Wirkungen so umfassend und mit Hilfe einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden erforscht wird. In die Auswertung fließen unter anderem die Befragungsergebnisse von 115 tunesischen Arbeitsämtern ein. Die Resultate dürften nicht nur für Tunesien spannend sein. Es könnten sich davon auch wichtige Erkenntnisse für weitere Länder in Nahost und Nordafrika ableiten lassen.

Förderung und Beteiligte

Projektpartnerinnen sind die UNU-MERIT in Maastricht, die Universität Tunis, die Universität Sfax in Tunesien und die International Labour Organization (ILO). Die International Initiative for Impact Evaluation (3ie) und der ILO Fund for Evaluation in Employment fördern das wissenschaftliche Vorhaben an der Universität Passau mit einem Budget von insgesamt 400.000 US-Dollar.

Mehr Informationen zum Projekt 

Projektleitung an der Universität Passau Prof. Dr. Michael Grimm (Lehrstuhl für Development Economics)
Laufzeit 15.09.2016 - 28.02.2019
Website http://www.wiwi.uni-passau.de/en/development-economics/research/a-randomized-evaluation-of-active-labor-market-policies-in-tunisia/
Mittelgeber
International Initiative for Impact Evaluation Inc. (3ie)
International Labour Office (ILO) > ILO Fund for Evaluation in Employment
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