Derzeit fristet die Frage inwiefern die Digitalisierung die Unternehmensfinanzierung beeinflusst noch ein Nischendasein. Die horizontale Vernetzung im Zuge von Industrie 4.0 verändert jedoch immer mehr das Zusammenspiel der Unternehmen sowohl mit Lieferanten und Kooperationspartnern als auch mit Kunden. Diese sich weiter intensivierende Vernetzung hat allerdings u.U. auch Auswirkungen auf die Bonitätseinschätzung im Rahmen des Bankenscorings. Der Wandel von der klassischen Unternehmensfinanzierung hin zur Projektfinanzierung sowie vom Einzel- zum Value-Chain-Kredit unterstützt diese Entwicklung dahingehend, dass nicht mehr nur ein Kreditnehmer, sondern mehrere Kooperationspartnerunternehmen im Verbund risikotechnisch beurteilt werden müssen. Des Weiteren werden immaterielle Vermögensgegenstände wie Software und Patente immer wichtiger und müssen z.B. für eine Beleihung bewertet werden können. Außerdem werden deutlich längere Projektlaufzeiten in Zusammenhang mit Industrie 4.0 und deren strukturellen Veränderungen auf Bankenseite für Mehrbelastungen bzgl. der regulatorischen Regelungen sorgen. Eine enge und transparente Finanzkommunikation zwischen Kunde und Kreditinstitut sind essentiell für beide Seiten, andernfalls müssen die Anforderungen der Kapitalgeber an die Informationen und deren Aufbereitung deutlich erhöht werden. Auf der Kreditnehmerseite ist daher die aktive Kommunikation über ein gutes Rating in Zeiten erhöhter technologischer Unsicherheit immer wichtiger. Am Ende gilt es auf Seiten der Finanzbranche die richtigen Ratingverfahren und Firmenkundenberater einzusetzen, um den "Kredit 4.0" zukunftsfähig zu machen.