Prof. Dr. Stefan Bauernschusters Forschungsarbeit „Children of a (Policy) Revolution: The Introduction of Universal Child Care and its Effect on Fertility” (mit Timo Hener und Helmut Rainer) wurde vom Journal of the European Economic Association zur Veröffentlichung angenommen.
Führt staatlich geförderte Kinderbetreuung zu einem Geburtenanstieg oder sinkt die Geburtenrate aufgrund der durch den Betreuungsausbau erhöhten Erwerbstätigkeit von Frauen nur noch weiter? Insbesondere in Deutschland, dem Land mit den wenigsten Geburten pro 1.000 Einwohner in der OSZE, ist diese Frage von herausragender Bedeutung.
Trotz der gesellschaftspolitisch hohen Bedeutung dieser Frage ist es bislang nicht gelungen, einen tatsächlich ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Ausbau staatlich geförderter Kinderbetreuung und der Geburtenrate auf Basis quasi-experimenteller Methoden empirisch nachzuweisen. Prof. Bauernschuster betritt hier mit seinen Kollegen Neuland. Er nutzt die regional-zeitliche Variation des ab dem Jahr 2005 deutlich forcierten Ausbaus der Krippenplätze in Deutschland, um Effekte des Krippenausbaus auf die Geburtenrate unter Verwendung eines generalisierten Differenz-in-Differenzen-Ansatzes zu messen.
Anhand eines neu aufgebauten Datensatzes für die Jahre 1998 bis 2010, bestehend aus detaillierten Daten der Statistischen Landesämter und des Geburtsregisters, das Mikrodaten zu jeder einzelnen Geburt in Deutschland enthält, zeigt Prof. Bauernschuster, dass der Krippenausbau tatsächlich einen positiven Effekt auf die Geburtenrate in Deutschland hatte: Ein Anstieg der Krippenquoten um 10 Prozentpunkte erhöht die Geburtenrate um knapp 3 Prozent. Heterogenitätsanalysen zeigen, dass die Effekte des Krippenausbaus besonders stark für 29- bis 32-Jährige Frauen sind, die bereits ein Kind haben. Umfangreiche Analysen untermauern die Validität des empirischen Ansatzes und die Robustheit der Ergebnisse. Die Subventionierung öffentlich geförderter Kinderbetreuung ist darüber hinaus auch ein durchaus effizientes Mittel die Geburtenrate zu erhöhen: Würde man das Geld statt in den Krippenausbau in eine Erhöhung des Kindergelds stecken, wäre der erzielbare Fertilitätseffekt nur ein Fünftel so hoch. Darüber hinaus decken sich die Kosten des Ausbaus zu einem gewissen Teil selbst, da der Krippenausbau auch positive Effekte auf die Erwerbstätigkeit der Mütter hat, was für den Staat Einnahmen in Form von Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträgen nach sich zieht.
Das Journal of the European Economic Association gilt als eines der renommiertesten general interest Journale der Ökonomie (A-Journal nach dem Handelsblatt-Ranking). Gemessen am Impact Factor liegt das Journal im Bereich „Economics“ unter den 4 besten Zeitschriften der Welt (nach dem Quarterly Journal of Economics, dem Journal of Political Economy und Econometrica).
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