Konsumentinnen und Konsumenten erwarten heute, dass sie genau das erhalten, was sie benötigen – zum richtigen Zeitpunkt und ohne Vorlaufzeiten. Diese Anforderungen stellen eine große Herausforderung für Produktionsunternehmen dar. Es entstehen punktuelle Überlastungen einzelner Produktionsbereiche oder Arbeitsstationen. Ein Beispiel: Sollen in der nächsten Stunde viele Aufträge mit Merkmal A abgearbeitet werden, so können Arbeitsstationen, welche für die Montage des Merkmals A zuständig sind, in dieser Stunde überlastet werden. Folgen im Anschluss nur Aufträge ohne Merkmal A, stehen die entsprechenden Stationen leer. Ein Weg, solchen Überlastungen entgegenzuwirken, stellt Work Sharing dar – eine flexible Umverteilung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen Stationen, bei der die aktuell überlasteten Kolleginnen und Kollegen unterstützt werden. Die Forschungskooperation SuPerPlan entwickelt Optimierungstechniken, mit denen solche Prozesse koordiniert und in der Folge nachhaltigere Personalplanungen ermöglicht werden.
„Egal ob bei der Organisation einer Familienfeier oder einem großen Bauvorhaben: ohne eine feinfühlige Koordination kann eine wohlgemeinte Unterstützung leicht das Gegenteil bewirken“, erklärt Prof. Dr. Alena Otto, Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Management Science/Operations and Supply Chain Management, die das Projekt von Seite der Universität Passau betreut. „Das gilt sogar noch mehr für Produktionsunternehmen, bei denen in einer Schicht oft mehrere hunderte hochkomplizierte Aufträge gefertigt werden.“ Die Koordination des Work Sharing soll durch eine ganzheitliche Planung unterstützt werden, die sowohl menschliche Aspekte berücksichtigt, als auch flexibel im Tagesgeschäft reagieren kann. Formal gesehen mündet Work Sharing in schwer zu lösenden Problemstellungen, die einen gezielten Einsatz moderner Techniken aus dem Bereich Management Science erfordern.
Eine wichtige Voraussetzung für Work Sharing ist ein langfristig angelegtes Skill-Management, insbesondere Aus- und Fortbildung des Personals in gezielt zusammengestellten Qualifikationen. Dadurch kommt dem Stammpersonal beim Work Sharing eine besondere Rolle zu. Dies widerspricht der verbreiteten Meinung, dass Volatilität in der Nachfrage stets den Einsatz wenig qualifizierter Zeitarbeitskräfte erfordert. „Wir bezeichnen daher Work Sharing als nachhaltige Personalplanung“, so Prof. Dr. Otto.
Die Abkürzung SuPerPlan steht für „Sustainable Personal Planning in Highly Customized Assembly Lines with Work Sharing“ (Nachhaltige Personalplanung bei kundenspezifischer Produktion an Fließlinien mit Work-Sharing). Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist eine Kooperation mit der Universität der Bundeswehr Hamburg (Prof. Dr. Dominik Kreß), der Universität Siegen (Prof. Dr. Erwin Pesch) sowie der Kellog Business School Frankreich (Prof. Dr. Olga Battaia). Das Teilvorhaben von Prof. Dr. Otto läuft vom 1. Februar 2020 bis 31. Dezember 2021.