Nach der Wende 1989 haben die mittel- und osteuropäischen Länder unterschiedliche kulturelle, politische und wirtschaftliche Entwicklungen durchlaufen. Trotz verschiedenartiger Positionierungen in den Bereichen Politik und Wirtschaft bildet die Attraktivität ihrer Märkte eine starke Gemeinsamkeit. Insbesondere das wirtschaftliche Potenzial dieser Region zieht internationale Investoren und Unternehmen an, die sich in Europa breit aufstellen wollen. Für den Erfolg eines internationalen Geschäftsprojekts spielen in diesem Zusammenhang nicht nur Kenntnisse der politischen und wirtschaftlichen Faktoren eine Rolle, sondern die Wahrnehmung der kulturellen Gemeinsamkeiten und Differenzen innerhalb der einzelnen Länder. Somit gewinnt im Zuge der Globalisierung und des demografischen Wandels die interkulturelle Kommunikation an Bedeutung und entscheidet mit über den unternehmerischen Erfolg.
Interkulturelle Kommunikation bezieht sich dabei nicht nur auf mögliche Schwierigkeiten bei der sprachlichen Verständigung – die gerade in multinationalen Konzernen durch eine einheitliche Unternehmenssprache eher verdeckt als gelöst werden –, sondern auch auf Probleme der Arbeitseinstellung, der Akzeptanz von Hierarchien, des kollegialen Umgangs und der Homogenisierung diverser kultureller Hintergründe. „Auch wenn eine ganze Reihe von Herausforderungen genereller Natur sind, gilt es doch, die vielen nationalen und regionalen Besonderheiten in den Blick zu nehmen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten“, so Danny Jurjevic, Koordinator der Initiative Perspektive Osteuropa an der Universität Passau, der das Seminar organisiert hat. „Die West-Ost-Differenz, die Europa auszeichnet, und die durch die verschiedenartigen Transformationsleistungen im ehemaligen ‚Ostblock‘ nach 1989 nur partiell gemindert worden ist, bietet ein ideales Anwendungsfeld für beispielhafte Lösungsversuche im Feld der wirtschaftsbezogenen interkulturellen Kommunikation – wie sie gerade an der Universität Passau seit Jahrzehnten auf hohem theoretischen und praxisnahen Niveau vertreten wird.“
Die Teilnehmenden des virtuellen DAAD-Sommerseminars widmeten sich eine ganze Woche lang intensiv dieser Thematik. Dabei wurden ihre Arbeiten und Diskussionsrunden auch durch öffentliche Vorträge externer Referentinnen und Referenten bereichert. So beleuchtete etwa Prof. Dr. Daniel H. Scheible, Professor für Betriebswirtschaftslehre und interkulturelle Kompetenz an der Hochschule Rhein-Waal, was eine interkulturell kompetente Organisation ausmacht. Er gab Einblick in empirische Befunde, was Unternehmen heutzutage von ihren Mitarbeitenden erwarten und was sie unternehmen, um kulturübergreifende Interaktion zu fördern. Die Psychologin Magdalena Burger, ehemalige Leiterin des internationalen Forschungsprojekts „Intercultural Competencies of Doctoral Students in Germany and Czechia“ (InKoNa), beschäftigte sich in ihrem Vortrag damit, welche kulturellen Faktoren Einfluss auf Forschende aus unterschiedlichen Ländern nehmen, welche Rolle Nationalkulturen und Wissenschaftskulturen spielen und inwiefern interkulturelle Kompetenz relevant für die Wissenschaft ist. Eva Mettler, Referentin für interkulturelles Training, referierte zu Interkulturalität in multinationalen Unternehmen und den Risiken und Chancen von kultureller Differenz. Ihre Grundthese ist, dass sich internationale und interkulturelle Erfolge nicht automatisch einstellen; sie bedürfen vielmehr der Begleitung, Vermittlung und Steuerung durch gezielte Maßnahmen der Personalentwicklung.
Das DAAD-Sommerseminar wurde durch die Initiative Perspektive Osteuropa am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen (Prof. Dr. Thomas Wünsch) organisiert und durch den DAAD im Rahmen des DAAD-Alumni-Programms aus Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert.
Rückfragen zur dieser Mitteilung richten Sie bitte an den Koordinator der Initiative Perspektive Osteuropa, Danny Jurjevic, danny.jurjevic@uni-passau.de.