Hintergrund
Afrika hatte in den letzten zwei Dekaden ein beeindruckendes Wachstum vorzuweisen, allerdings war der größte Teil davon rohstoffbasiert und auf wenige, technisch nicht sehr anspruchsvolle Produkte begrenzt. Zahlreiche Länder erwirtschaften einen zunehmenden Anteil des BIP durch Dienstleistungen, ohne vorher eine nennenswerte Industrialisierung durchlaufen zu haben. Dies ist ein Entwicklungspfad, der zwar für kleine Inselstaaten, etwa in der Karibik, Sinn machen kann, für die meisten afrikanischen Staaten führt dies aber eher in eine ökonomische Sackgasse. Einige afrikanische Länder versuchen nun, einen Pfad in Richtung "Neuer Industrialisierung" zu verfolgen (z.B. Ruanda, Äthiopien, Namibia und Tunesien).
Zugleich ist die internationale Gemeinschaft seit der Finanzkrise von 2008 offener für Industriepolitik, da sich in der Krise erneut bestätigt hat, dass Märkte nicht immer optimal bei der Faktorallokation oder gar im Sinne des Gemeinwohls funktionieren. Eine staatliche Mitgestaltung der Wirtschaft durch geeignete Rahmensetzungen und Förderprogramme, sofern sie die Interessen des Privatsektors berücksichtigt, erfreut sich zunehmender Unterstützung.
Afrika steht im Zentrum der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, ebenso wie bei der G20, wo die chinesische Präsidentschaft das Thema Industrialisierung in afrikanischen Least Developed Countries (LDCs) auf die Agenda gesetzt hat. Wie genau dies erfolgen soll, ist noch Gegenstand der laufenden Verhandlungen, es gibt aber eine breite Unterstützung der G20 für dieses Thema.
Gleichzeitig befasst sich die G20 mit dem Thema "New Industrial Revolution", auch dies ein neues Thema, das von der chinesischen Präsidentschaft aufgebracht wurde. Gemeint ist die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft, in Kombination mit Automatisierung, der Erfassung und Verarbeitung gigantischer Datenmengen, der Vernetzung von Dingen, der Entstehung neuer Geschäftsmodelle durch 3D-Druck, der Ausweitung von Open Source Technologien und der Ausweitung der Netzwerkwirtschaft ("Uberisierung"). Dies betrifft derzeit noch stärker die industrialisierten Länder, wird aber auch sehr schnell Auswirkungen in Entwicklungsländern haben und muss gerade bei einer neuen Industrialisierungsorientierung für Afrika mit berücksichtigt werden.
Das Fachgespräch will entwicklungsökonomische Wissenschaft und Entwicklungspolitik und -praxis zusammenbringen und dieses hochrelevante Thema vertieft diskutieren, ggf. Empfehlungen für die Politik entwickeln.
Fragestellungen
- Wie relevant sind diese Bestrebungen einer neuen Industrialisierung für Afrika in der Entwicklungspraxis?
- Wo liegen noch unbearbeitete Forschungsfelder?
- Wie können Fehler der Vergangenheit (Industrialisierungsprogramme der 60er und 70er Jahre) vermieden werden, was ist heute anders?
- Wie kann die Industrialisierung im Sinne der SDGs gestaltet werden?
- Wie kann die "New Industrial Revolution" für die Entwicklung Afrikas genutzt werden?
Programm
10:00 Uhr Begrüßung PEGNet, GIZ
10:15 Uhr Internationale Debatte (G20, World Economic Forum, SDGs)
(Andreas Beckermann, BMZ)
10:45 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Institutions matter: zur Rolle von Institutionen für Industrialisierung
(Werner Raza, ÖFSE, Wien)
12:00 Uhr Endogenes Wachstum und Verstädterung:
Die Grenzen der Industrialisierung in Sub-Sahara Afrika
(Robert Kappel; GIGA, Hamburg)
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Industrialisierung in Rohstoffökonomien
(Helmut Asche, Universität Mainz)
15:00 Uhr Kaffeepause
15:15 Uhr Globale Megatrends und ihre Implikationen für
Afrikas industrielle Entwicklung
(Tilmann Altenburg, DIE, Bonn)
16:15 Uhr Way forward: Empfehlungen
Impuls: wichtigste Elemente aus den Vorträgen des Tages
(Michael Grimm, Universität Passau)
Offene Diskussion mit Ergebnissicherung
Bitte melden Sie Ihre Teilnahme bis zum 30.09.2016 per E-Mail oder telefonisch an Tobias Kienlein (Telefon 06196 79-6698)