7.3.2019: Neues Arbeitspapier zum Thema zeitvariabler Kovarianz zwischen Aktien und Anleihen: Perras, P. und Wagner, N. (2019): "Equity-Bond Covariance Risk: Pricing und Determinants".
Zur Bekämpfung der Folgen aus der Finanzkrise Ende 2007 senkten die Notenbanken weltweit die Leitzinsen. Seitdem haben sich die Zinsen kontinuierlich nach unten entwickelt und verharren seit Jahren auf einem Rekordtief. Es gibt vielfältige Erklärungsansätze für die Ursachen des dauerhaft niedrigen Zinsniveaus, die sich vor allem auf geldpolitische Maßnahmen und realwirtschaftliche Faktoren stützen. Professor Wagner und Frau Perras vom Lehrstuhl Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzcontrolling der Universität Passau untersuchen den Einfluss von schwankender Kovarianz zwischen Aktien und Anleihen (sogenanntes Kovarianz Risiko) auf erwartete Wertpapierrenditen und können damit eine weitere theoretisch fundierte und empirisch belegte Begründung für die außerordentlich niedrigen Renditen auf dem Anleihemarkt liefern.
In ihrem Arbeitspapier „Equity-Bond Covariance Risk: Pricing and Determinants” zeigen die Autoren, dass das Kovarianz Risiko sowohl auf dem Aktienmarkt als auch auf dem Anleihenmarkt einen Einfluss auf die erwarteten Wertpapierrenditen hat. Das Kovarianz Risiko selbst wird dabei endogen durch Änderungen in der antizipierten Inflation getrieben, wobei das Niveau der Inflationserwartung eine zentrale Rolle einnimmt. Liegen die Inflationserwartungen relativ weit unter der von der Notenbank Fed angestrebten 2,0% Zielinflationsrate, wirken unerwartete positive Inflationsänderungen als Signal für ein besseres gesamtwirtschaftliches Umfeld und damit einhergehenden steigenden Preisen am Aktienmarkt. Ein unerwarteter Anstieg der Inflation wirkt hingegen wertvernichtend auf langfristige Anleihen, sie werden weniger attraktiv für Anleger und sind von fallenden Kursen gekennzeichnet. Gemeinsam begünstigt dies einen inversen Zusammenhang zwischen den beiden Anlageklassen.
Da Aktien und Anleihen zu den relevantesten Anlageklassen am Kapitalmarkt gehören, liefert die Studie wichtige Implikationen für die Wertpapierallokation von Anlegern. Bekanntermaßen können klassisch defensive bzw. risiko-averse Investoren bei einer niedrigen (oder negativen) Kovarianz zwischen Aktien- und Anleiherenditen von einem (starken) Diversifikationseffekt in ihrem Mischportfolio profitieren. Die Ergebnisse der Autoren zeigen, dass eine zeitvariable Kovarianz zwischen Aktien und Anleihen eine Risikoprämie auf beiden Märkten impliziert und somit das Kovarianz Risiko einen Einfluss auf die erwarteten Renditen von sowohl Aktien als auch Anleihen hat. Aus diesem zentralen Ergebnis folgt, dass das Kovarianz Risiko nicht nur im Portfoliokontext eine Rolle spielt, sondern auch eine wesentliche Bedeutung für reine Aktien- oder Anleihen Investments hat. Darüber hinaus können die Autoren feststellen, dass die Reaktion von Wertpapierpreisen auf unerwartete Inflationsänderungen von dem Niveau der Inflationserwartungen abhängt und ebensolche Marktgegebenheiten von Anlegern in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden sollten.